DER ANSCHNITT Heft 4-5/2021

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Anschnitt Heft 4-5 2021

Lukas Schepers, Hamburg, stellt in seinem Titelbeitrag Leben und Werk des Bergmanns und Künstlers Manfred Szejstecki vor. Szejstecki, der fast 40 Jahre lang im Ruhrgebiet gearbeitet hat, zeigt in seinen Werken, wie Arbeit und Kunst entgegen der allgemeinen Annahme, dass beide Sphären strikt voneinander getrennt sind, voneinander profitierten. Auf der Grundlage biografischer Recherchen sowie einer kunsthistorischen Analyse der Panoramabilder von unterirdischen Bergbaulandschaften entwickelt der Autor einen theoretischen Rahmen, der es erlaubt, den vermeintlichen Widerspruch zwischen Handarbeit und Kunstschaffen aufzulösen. So hat Szejstecki seine einzigartigen Zeichnungen, Radierungen und Gemälde nur durch die Erfahrungen, die er als Arbeiter sammelte, sein Geschick und seine Phantasie erschaffen können.

Prof. Dr. Manfred Mücke, Dresden, widmet sich den Bergrechtreformen im thüringischen Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach Mitte des 19. Jahrhunderts anhand der „Betrachtungen über die neuere deutsche Berggesetzgebung“ von Julius Anton Schomburg. Der Finanzrat (später Geheimer Staatsrat) im „Departement der Finanzen“ des Staatsministeriums Weimar begründete in seinem etwa zeitgleich erschienenen Werk das 1857 erlassene neue Bergrecht, indem er die Berggesetzgebungen Preußens, Sachsens und Österreich miteinander verglich und dabei zu dem Schluss kam, dass das sächsische Regalbergbaugesetz von 1851 vor allem als Vorbild für das Großherzogtum dienen musste. Dabei ging er auf theoretische und praktische Fragen und Theorien des Bergrechts seiner Zeit ein.

Hartmut Gräber, Dortmund, betrachtet die Gedenkblätter des Evangelischen Trostbundes für die Hinterbliebenen der im Bergbau tödlich Verunglückten, die ab 1895 herausgegeben wurden. Den Angehörigen sollten sie, eingerahmt in der Wohnung aufgehängt, als bleibende Erinnerung dienen. Etwa bei den Grubenunglücken von Reden 1907 und Radbod 1908 wurden sie gar auf Veranlassung von Kaiser Wilhelm II. ausgegeben, der auch die Entwürfe für weitere berufsspezifische Gedenkblätter lieferte. Der Aufsatz stellt die Umstände der Entstehung des Gedenkblatts und seiner Vergabe als Beispiel für die bergbauliche Erinnerungskultur dar, verdeutlicht die damit verbundenen konfessionellen Probleme und hebt das teilweise von Misstrauen und Ablehnung geprägte Verhältnis von Obrigkeit und Bergarbeitern hervor.

Prof. Dr. Rainer Slotta, ehemaliger Direktor des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, behandelt den Bergbau als Thema von Singspiel, Oper, Oratorium und Operette. Dabei spannt er einen weiten Bogen vom 18. bis ins 20. Jahrhundert, ausgehend von dem ersten 1778 von Ignaz Umlauf komponierten Singspiel „Die Bergknappen“ als Vorläufer der bergmännischen Oper bis hin zum „Mansfeld-Oratorium“, einem politisch ideologisierten Werk aus der DDR der 1950er Jahre. Vorgestellt werden zahlreiche bekannte wie heute vergessene Künstler aus Westeuropa und den USA.

Dr. Francis Pierre, Malzéville (Frankreich), stellt die Ergebnisse technikhistorischer Forschungen aus den vergangenen drei Jahrzehnten zur Einführung des Schießpulversprengens in den Bergwerken von Le Thillot (Vogesen) vor. Die archäologische Untersuchung der Stollenarchitektur und der Abbauflächen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert führte zu der Erkenntnis, dass diese im europäischen Maßstab als bemerkenswerte Studien- und Referenzstätte für die Geschichte der Bergtechnik anzusehen sind. So konnte nicht nur eine sehr frühe Verwendung von Sprengarbeiten im Jahr 1617 nachgewiesen, sondern auch eine entsprechende Typologie entwickelt werden.

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